5 Dinge, die wir über Hochsensibilität wissen sollten


Hochsensibilität ist ein sehr umfangreiches Thema.
Das Thema bekommt immer mehr Gehör und es wird versucht zu verstehen, was in hochsensiblen Menschen vorgeht.
Es gibt mittlerweile viele wissenschaftliche Untersuchungen, Bücher, Kongresse und eine Menge Tipps und Meinungen.

Hochsensibilität wirkt sich nicht bei allen gleich aus.
Wenn es um Individuen geht, kann man nicht alle in einen Topf schmeißen.
Gerade beim Thema Hochsensibilität, ein Thema, das so individuell, komplex und groß ist, sollte jede*r eigene Erfahrungen sammeln und herausfinden, was auf einen persönlich zutrifft, einem gut tut und was nicht.

1. Was ist Hochsensibilität?

Ungefähr ein Drittel der Menschen sind hochsensibel.
Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Meistens ist sie angeboren, manchmal entwickelt sie sich durch traumatische Erlebnisse.
Nehmen wir an, alle Lebewesen haben eine Hülle um sich herum.
Diese Hülle schützt vor Überforderung.
Sie sorgt dafür, dass alles, was von Außen kommt, gefiltert wird und das Nervensystem, das für die Verarbeitung von den Eindrücken verantwortlich ist, nicht überanstrengt wird.
Bei hochsensiblen Menschen ist diese Schutzhülle eher wie eine Seifenblase und kein Panzerglas wie bei anderen.
Alles, was in der Umwelt passiert – Geräusche, Gerüche, Licht, soziale und emotionale Eindrücke – wird also ungefiltert, schneller und tiefer wahrgenommen.
Das bedeutet auch, dass hochsensible mehr zu verarbeiten haben als Menschen, bei denen die Umweltreize mehr gefiltert werden.
Deswegen ist es für hochsensible Menschen umso wichtiger, dass sie sich Pausen zum Regenerieren nehmen.

2. Merkmale von Hochsensibilität

Hochsensible Menschen nehmen also intensiver wahr.
Nicht nur ihre Umwelt, sondern auch sich selbst.
Alle Reize, sowohl positive als auch negative, werden mehr gespürt.
Das Empfinden von positiven Emotionen, genauso wie das Schmerz- und Krankheitsempfinden sind höher.
Der individuelle Stresspegel kann schneller erreicht werden.
Außerdem fällt es den meisten hochsensiblen Menschen schwer, Entscheidungen zu treffen. (Zu) Langes hin und her Überlegen steht oft im Weg und überfordert.
Der Wunsch nach Harmonie führt bei ihnen oft dazu, dass sie Dinge, die ihnen nicht passen, (zu) lange hinnehmen und ihre Bedürfnisse hinten anstellen.
Zu den Merkmalen zählen unter anderem noch eine hohe Vorstellungskraft, ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und großes Einfühlungsvermögen.

3. Der Unterschied zu introvertiert / extrovertiert – hochsensitiv – emotional

Hochsensibilität bezieht sich auf die innere und äußere Reizwahrnehmung. Also auf die Art und Weise, wie das Gehirn auf etwas reagiert.
Introvertiert bezieht sich auf die Interaktion mit anderen. Ist man lieber für sich und fühlt sich in einem kleinen Rahmen mit tiefgehenden Gesprächen wohl (introvertiert). Oder werden viele Menschen und Smalltalk bevorzugt (extrovertiert).
Es gibt sowohl introvertiert-hochsensible, als auch extrovertiert-hochsensible Persönlichkeiten. Wobei der Prozentsatz an introvertierten weitaus höher ist.
Hochsensibel und hochsensitiv werden oft synonym verwendet.
Hochsensibel bezieht sich auf die psychische Komponente, hochsensitiv auf das Empfinden – also auf die körperlichen Aspekte. Deswegen wird auch oft die Bezeichnung „Hoch-X“ verwendet.
Der Begriff emotional beschreibt die Intensität von Gefühlen und wie sie ausgelebt werden.
Hochsensible Menschen sind oft auch emotional. Hochsensibilität bezieht sich rein auf die erhöhte Wahrnehmung von Reizen. Das kann dazu führen, dass hochsensible Menschen ihre Emotionen intensiver erleben, müssen sie aber nicht intensiver ausleben.
Ein emotionaler Mensch kann alle Emotionen – Freude, Trauer, Wut – sehr ausgiebig er- und ausleben, das bedeutet aber nicht, dass die Person hochsensibel ist.

4. Hochsensibilität und ihre Auswirkung auf die Gesundheit

Da hochsensible Menschen einen dünneren Filter haben – Seifenblase statt Panzerglas, wie bei Punkt 1 beschrieben – und alles um sie herum intensiver wahrgenommen wird, ist der Verarbeitungsprozess permanent in vollem Gang.
Dadurch arbeitet der Körper auf Hochtouren und steht somit unter Stress.
Stress hat einen negativen Effekt auf die Gesundheit, weil das Nervensystem durch den Stress die ganze Zeit in Alarmbereitschaft ist.
Das wirkt sich schädlich auf das Immunsystem, den Hormonhaushalt, das Herz-Kreislauf-System und die Magen-Darm-Gesundheit aus. Auch Schlafstörungen und chronische Schmerzen können mit Hochsensibilität zusammenhängen.
Umso wichtiger ist, dass hochsensible Menschen einen Weg finden, mit der Reizüberflutung, und dem daraus folgenden Stress, umgehen zu lernen.

5. Hochsensibilität im Beruf

Hochsensible Menschen haben oft, aufgrund ihrer überhöhten Reizwahrnehmung, Schwierigkeiten mit Stress, Hektik und Lautstärke umzugehen.
Außerdem reagieren sie mehr auf zwischenmenschliche Schwierigkeiten. Konfrontationen mit Kund*innen oder Kolleg*innen werden dadurch oft gemieden.
Zweifel an der eigenen Kompetenz und Persönlichkeit beschäftigen immer wieder und die Abgrenzung von Berufs- und Privatleben fällt schwer.
Auch im Berufsleben ist es wichtig, eine individuell passende Strategie zu finden, um den beruflichen Alltag gut schaffen zu können.
Leider ist es oft so, dass viele Frühwarnzeichen ignoriert werden. Körperliche Symptome aufgrund von Stress, Schlafprobleme oder andere Beschwerden, die nicht deutlich zuzuordnen sind, treten auf und werden nicht oder (zu) spät als Auswirkungen von Überforderung erkannt.
Das ist mit ein Grund, weshalb hochsensible Menschen erhöht Burnout gefährdet sind.


Hochsensible Menschen gehören nicht in eine Schublade.
Für einen selbst und das Umfeld ist es allerdings wichtig, über Hochsensibilität und die möglichen Auswirkungen Bescheid zu wissen. Damit Wege gefunden werden, mit ihr umzugehen.

Die eigene Hochsensibilität zu akzeptieren und mit ihr umgehen zu lernen, ist ein Prozess.
Für jeden hochsensible Menschen gibt es passende Strategien und Ansätze, die helfen können, um ihre Sensibilität positiv zu nutzen und besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.
Hochsensibilität kann sehr anstrengend sein. Und gleichzeitig ist sie ein Geschenk.

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