Warum hilft reden?

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    Reden hilft. Einfach mal alles hinauszulassen, tut gut.
    Probleme, Gedanken und Gefühle in sich hineinzufressen, ist ungesund. Beides ist irgendwie klar.
    Aber warum ist das so? Und warum fällt reden manchmal schwer? Hilft reden allein doch nicht immer?

    Warum reden wir ungern über Gefühle?

    Gesellschaftliche Normen und unsere Glaubenssätze sind Gründe dafür, warum es vielen Menschen schwer fällt über Gefühle und Probleme zu sprechen.
    Glaubenssätze entwickeln sich bei jedem Menschen im Laufe seines Lebens.
    Erziehung, Kultur und unsere Erfahrungen prägen und begleiten uns unbewusst im Alltag.
    Glaubenssätze, die uns am Reden hindern sind meistens „Ich muss alles allein schaffen“, „Ich will niemandem zur Last fallen“, „Ich muss perfekt sein“ oder „Ich kann niemandem trauen“.
    Gesellschaftlich ist es leider immer noch so, dass es als schwach angesehen wird, Gefühle zu zeigen oder Probleme zu haben.
    Stark sein, funktionieren, im Strom mitschwimmen und immer positiv sein wird uns von Anfang an mitgegeben.
    Wenn es jemandem nicht gut geht, ist es dem- oder derjenigen oft unangenehm. Dann wird nicht darüber geredet.
    Es erfordert Mut, sich Probleme einzugestehen und über seine Gefühle zu sprechen.
    Glücklicherweise entwickelt sich unsere Gesellschaft immer mehr in die Richtung, dass immer offener über Gefühle geredet werden darf. Dadurch trauen sich auch immer mehr Menschen über ihre Ängste, Sorgen und Probleme zu reden.

    Was passiert, wenn wir reden?

    Reden hat drei große Wirkungen.
    Zum einen bekommen wir Abstand zu unserem Chaos im Kopf. Stellen wir uns ein Gedankenkarussell vor.
    Beim Reden kann das Karussell kurz angehalten werden und wir können es uns anschauen.
    Dadurch gewinnen wir Distanz und Ruhe.
    Zum anderen haben Forscher*innen an der University of California herausgefunden, dass negative Emotionen durch ihr Benennen abgeschwächt werden.
    Wenn zum Beispiel die Emotion Wut ausgesprochen wurde, hat sich das Gefühl bei den Proband*innen dazu gemindert. Das Aussprechen von Gefühlen hilft also, negative Emotionen zu verarbeiten.
    Wenn wir im Gespräch ein negatives Gefühl benennen, spüren wir, dass es nachlässt.
    Außerdem hilft reden, uns Unklarheiten bewusst zu machen.
    Manchmal kommen wir erst während des Redens auf gewisse Zusammenhänge. Oder erkennen etwas, die uns vorher nicht bewusst war.
    Es kann zum Beispiel passieren, dass wir über etwas reden und plötzlich schießen uns Tränen in die Augen. Wir spüren Trauer, die vorher noch nicht da war.
    Das passiert, wenn Gefühle unbewusst in uns schlummern, oder wir versuchen, sie zurückzuhalten.

    Reden erzeugt Klarheit, unsere Gefühle werden bewusst. So können Gefühle verarbeitet werden.

    Dabei ist die Beziehung zwischen den Gesprächspartner*innen ist ein wichtiger Aspekt, damit das Reden auch wirklich hilfreich ist. Sympathie, Vertrauen – die Chemie muss einfach stimmen.
    Das gilt sowohl für familiäre und freundschaftliche Gespräche, als auch für professionelle Gesprächspartner*innen.

    Was passiert, wenn wir nicht über unsere Gefühle reden?

    Vielen Menschen ist es unangenehm über ihre Sorgen, Ängste oder negative Gedanken zu reden.
    Oder sie wollen anderen nicht zur Last fallen.
    Es ist schon lange bekannt, dass es emotional entlastend wirkt, wenn uns jemand zuhört und für uns da ist.
    Reden reduziert nachweislich Stress. Umgekehrt wissen wir auch, dass nicht Ausgesprochenes und Verdrängtes krank macht.
    Forscher*innen haben zum Beispiel herausgefunden, dass das Sprechen über negative Gefühle die Gefahr mindert, an Bluthochdruck zu erkranken.
    Gefühle zu unterdrücken löst im Körper – unbewusst – Stress aus.
    Körperlich kann das Herzerkrankungen, Diabetes, Autoimmunerkrankungen oder Magenprobleme zur Folge haben. Depressionen, Suchterkrankungen oder Angstzustände können die psychische Folge von unterdrückten Gefühlen sein.

    Wenn wir mit Freund*innen oder Familie über Probleme reden, hilft das nachweislich und wir fühlen uns besser.
    Wir fühlen uns deswegen besser, weil wir Dinge aussprechen und Zuspruch bekommen.
    Eine wirkliche Problemlösung bleibt aber meistens aus.

    Warum es manchmal nicht reicht, mit Freund*innen oder Familie zu reden, sondern es professionelle Gesprächspartner*innen braucht.

    Obwohl wir viel reden, geht es uns weiterhin nicht gut. Oder es geht uns kurz besser, aber nach kurzer Zeit wieder schlechter.
    Das Kopfkino schaltet sich immer wieder ein.
    Wir fühlen uns nicht wirklich gehört oder unverstanden.
    Wir haben das Gefühl, dass Freund*innen und Familie auch nicht mehr weiter wissen. Oder wir wollen mit jemandem reden, der nicht im Freundeskreis oder in der Familie involviert ist.
    Es fällt uns schwer über Gedanken und Gefühle zu sprechen, wünschen uns aber, dass es anders ist.
    Spätestens dann ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu suchen.

    • Aufmerksamkeit & Vertrauen

    Professionelle Gesprächspartner*innen stellen die Bedürfnisse ihrer Klient*innen in den Mittelpunkt.
    Während einer Beratung oder Therapie haben die Klient*innen die volle Aufmerksamkeit.
    Keine Ablenkungen oder Unterbrechungen – die Zeit gehört zu 100% ihnen.
    Zusätzlich gibt es eine Verschwiegenheitspflicht.
    Das heißt, dass alles was gesagt wird, nicht weitererzählt werden darf.
    Das hilft automatisch, sich mehr zu öffnen.
    Gedanken und Emotionen können noch mehr an die Oberfläche kommen und verarbeitet werden.

    • Neutralität

    Wenn wir mit jemandem reden, der nicht neutral ist, bleiben wir in einer Problem-Dauer-Schleife.
    Das entlastet zwar im ersten Moment, bringt aber keine Lösung.
    In einem gewissen Maß erwarten wir ja auch von Freund*innen und Familie, dass sie unserer Meinung sind, uns recht geben und für uns einstehen.
    Das tut zwar gut, eine Lösung ist es aber nicht.
    Ein weiteres Problem ist, dass Menschen unbewusst schon vieles vorwegnehmen, wenn sie ihr Gegenüber gut kennen.
    Sie glauben schon vieles zu wissen und hören dadurch nicht alles, was wirklich gesagt wird.
    Es ist nicht einfach, die eigenen Gedanken und Emotionen zurückzuhalten und dem Gegenüber den Raum zu geben, der gebraucht wird.
    Unvoreingenommen auf sein Gegenüber einlassen, Gesagtes aufnehmen, nicht werten oder verurteilen, verstehen und offen zuhören ist die Aufgabe von Berater*innen, Supervisor*innen, Therapeut*innen und Psycholog*innen.

    • Fokus auf Lösungen

    Reden über Probleme und negative Gefühle pflegt die Psyche.
    Aber wir müssen aufpassen, dass es nicht zu viel wird.
    Deswegen tut es zwar gut mit Freund*innen und Familie zu reden, aber nur über seine Probleme zu reden, hilft auf Dauer nicht.
    Für Lösungen müssen wir auch ins Tun kommen.
    Reden und gehört werden sind in der Beratung wichtig.
    Aber auch den Fokus auf die vorhandenen Ressourcen und die Lösungen zu legen, ist wichtig.
    Dadurch wird der positive Blick gefördert.
    Wir bewegen uns aus der Starre und werden handlungsfähig.
    Es geht also nicht darum, die ganze Zeit über Probleme und sein Leid zu klagen.
    Sondern auch darum, gemeinsam Möglichkeiten zu finden, damit es dem Menschen nachhaltig besser geht.

    Warum hilft reden?

    Wir leben in einer Gesellschaft, in der es nach wie vor ein Tabuthema ist, über Probleme und Gefühle offen zu reden.
    Wenn wir nicht über unsere Gedanken und Gefühle sprechen, ziehen wir uns immer mehr zurück.
    Gefühle werden unterdrückt und können uns krank machen.

    Durch das Reden gewinnen wir eine gewisse Distanz zu unseren Problemen und Gefühlen.
    Uns werden Zusammenhänge bewusst, Gefühle können verarbeitet werden. So gewinnen wir Ruhe und Klarheit. 

    Wenn wir reden, können wir verstehen. Und wenn wir verstehen, können Lösungen gefunden werden.

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